Dannenberg. Was tun gegen sexuellen Missbrauch? Eine Frage, die sich jeder Verein inzwischen stellen muss – darauf machte Kreisjugendpfleger Mathias Niebuhr aufmerksam: Sein Vortrag stand im Mittelpunkt der von Stefan Hauberg geleiteten Vollversammlung des Kreisjugendrings (KJR) kürzlich im Dannenberger Jugendzentrum. Dort stellte Niebuhr Schritt für Schritt vor, wie Vereine und Verbände selbst Schutzkonzepte gegen den Missbrauch von Schutzbefohlenen entwickeln können.
Der Kreisjugendring möchte in Zusammenarbeit mit der Jugendpflege Vereinen und Verbänden Hilfsmittel an die Hand geben, damit sie diese Konzepte passgenau erstellen können. "Das dauert zwischen drei Monaten und zwei Jahren, je nach Größe und Mitgliederanzahl des Vereins", berichtete Niebuhr, der allen Interessierten seine Hilfe anbot. "Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, es gibt bereits sehr gute Beispiele, an denen man sich orientieren kann", betonte der Kreisjugendpfleger mit Verweis auf das Paritätische Jugendwerk Nordrhein-Westfalen, dessen Vorlage man im Internet findet.
"Gesetzliche Verpflichtung kann kommen"
Feuerwehr-Jugendwart Andreas Heinz fragte nach, ob wirklich jeder kleine Verein ein eigenes Schutzkonzept brauche – Antwort: ja. Allerdings verlange das Gesetz nicht, dass alle ehrenamtlich Engagierten dieser Pflicht unterliegen – "noch nicht", betonte Niebuhr, der anmerkte, dass es dazu kommen könne. Er wolle rechtzeitig darauf aufmerksam machen, damit es nicht zu Termindruck komme, sollte sich eine gesetzliche Pflicht ergeben.
Letzlich sei die Art, Intensität und Dauer des Kontaktes von Ehrenamtlichen mit Jugendlichen entscheidend, um die Frage zu beantworten, für welche Tätigkeiten erweiterte Führungszeugnisse erforderlich seien.
Widerspruch zwischen Jugend- und Datenschutz
Niebuhr verwies auch auf den Widerspruch zwischen Datenschutz und Kinder- und Jugendschutz, was erweiterte Führungszeugnisse betreffe. Dort wird erfasst, wer etwa wegen eines sexuellen Vergehens vorbestraft ist. Die Eignung für ein Ehrenamt im Zusammenhang mit Kindern lasse sich so ziemlich sicher bestimmen, erklärte Niebuhr.
Wegen des vertraulichen Inhalts sollten aber möglichst wenig Menschen Einblick erhalten. Auf der anderen Seite stehe der Schutzauftrag.
Um die schwarzen Schafe auszusortieren, muss jemand die Dokumente lesen. Der Kreisjugendpfleger bot an, die Prüfung zu übernehmen und das Ergebnis an den Vereinsvorstand weiterzuleiten. So sei maximaler Schutz für die Betroffenen gewährleistet.
KJR hat sieben neue Mitglieder aufgenommen
KJR-Vorstand Stefan Hauberg blickte auf das vergangene Jahr zurück. Schwerpunkt waren individuelle Schulungen sowie Hilfestellungen zum Umgang mit der Homepage und dem Veranstaltungskalenders des KJR. Die Homepage wurde über einen zweijährigen Projektzeitraum mit rund 19.800 Euro gefördert. Künftig solle die neue Seite bekannter gemacht und Mitglieder zur Nutzung motiviert werden. Die Hüpfburgen des KJR werden gerne ausgeliehen, 21 Mal in 2024. Der kostenlose Kinonachmittag in Platenlaase sei ebenfalls gut angekommen, wobei der Termin in diesem Jahr früher angesetzt wird, damit mehr Kinder das Angebot annehmen können. Am 19. September bietet der KJR zudem einen Spielenachmittag und -abend im Jugendzentrum Dannenberg an.
Einnahmen von 5.573 Euro standen Ausgaben von 5.818 Euro gegenüber, berichtete Kassenwartin Laura Richter. Auf den Sparbüchern sei mit rund 4400 Euro noch genügend Geld, so "dass die Mitglieder ruhig Wünsche äußern können, was wir für sie anschaffen sollen", ermutigte Stefan Hauberg. Während der Vollversammlung wurden sieben neue Vereine aufgenommen: Die Vereine Quartier Vier und Eins Weiter, das Pfadfinder-WE-Life Zentrum Gartow, das MOI Kulturkollektiv sowie die Floriangruppen Schaafhausen, Harlingen und Jameln.
Für Tatjana Behn rückt Eileen Weber-Wollin als Kassenprüferin nach. Mathias Niebuhr wies darauf hin, dass der Kreishaushalt noch nicht verabschiedet sei, weswegen noch keine Gelder für Förderungen bewilligt werden können. Da es viele Anträge gebe, werden voraussichtlich nur 80 Prozent der Beantragten Gelder bekommen können. Auszahlungen können frühestens ab Juni getätigt werden.